Es ist ein bekanntes altes Sprichwort: wen man nicht besiegen kann, soll man sich zum Freunde machen. So oder so ähnlich stellt sich aktuell das Bild der „klassischen“ Unternehmensberatungen und Digitalagenturen in Deutschland dar.
Während viele der großen Beratungsunternehmen wie McKinsey, BCG oder auch Deloitte den Eintritt in den Digitalmarkt lange Zeit eher beobachtet als aktiv gestaltet haben, nutzen innovative Digitalagenturen die Chance und sicherten sich lukrative Kundenetats. Inzwischen ist die Zeit des Erwachens in vollem Gang und das Fressen der Großen hat begonnen. Zuletzt erwischte es mit SinnerSchrader eines der Urgesteine der New Economy Zeit. Die Agentur gehört heute zu den Gestaltern der Szene mit einem jährlichen Kundenvolumen von rd. 50 Mio. Euro und über 500 Mitarbeitern. Grund genug für Accenture, sich SinnerSchrader und das KnowHow einzuverleiben. Schon im letzten Jahr hatte Accenture die Spezialagentur dgroup erworben und anscheinend Gefallen am Digitalgeschäft gefunden.
Damit schließt sich Accenture aktuell einem Trend an, Groß kauf klein & digital. IBM sicherte sich im letzten Jahr die Anteile der Berliner Beratung Aperto und Ecx.io, Deloitte Digital stieg bereits 2014 bei Flow Interactive ein und in diesem Jahr bei ACNE. McKinsey kaufte vor nicht erst kürzlich die Agentur Lunar.
Ist GFT Technologies der nächste Übernahmekandidat?
Beim Blick auf den Börsenzettel stellt sich daher die Frage, wen könnte es als nächstes Treffen? Und da leuchtet ein Stern ganz besonders hell: GFT Technologies. Der einstige Börsenstar hat zuletzt ordentliche Einbussen hinnehmen müssen. Im Zuge der Bankenkrise kürzten die beiden wichtigsten Kunden ihre Budgets drastisch. Die Folge waren zwei Gewinnwarnungen dieses Jahr und ein um bis zu 50% abgestürzter Aktienkurs auf zuletzt rd. 12 EUR. Dabei verfügt GFT über eine breite Kundenbasis und sehr viel Wissen im Digitalbusiness. Im Bereich von Bankingservices besetzt GFT eine führende Position als Dienstleister, weitere Branchen sollen in Kürze erschlossen werden.
Für klassische Beratungen ist das Bankengeschäft traditionell interessant. Ein Grund mehr, warum GFT auf dem aktuellen Niveau ein interessantes Investment wäre für große Beratungsunternehmen. Gründer Ulrich Dietz ist seit Anfang des Jahres aus der operativen Führung ausgestiegen und dürfte mit der aktuellen Entwicklung nicht zufrieden sein. Gut denkbar, dass er für lukrative Angebote offen ist, sein Aktienpaket abzugeben. GFT Technologies gilt daher in Börsenkreisen als heißer Kandidat für ein Übernahmeangebot einer traditionellen Beratung.