Ist Crowdfunding jetzt endgültig am Ende?

Crowdfunding Pleite

Crowdfunding war eine Zeit lang äußerst hip. Wer sich nicht an mindestens drei Crowdfunding Kampagnen beteiligt hatte, war einfach nicht dabei. Manche sahen hier schon eine alternative Säule der Geldanlage heranwachsen, abseits des Establishment aus Aktien, Banken, Sparkassen, Immobilien und (gelegentlich unserösen) Fondsanbietern. Anbieter für Crowdfunding wuchsen wie Pilze aus dem Boden, u. a. die bekannten Anbieter wie Companisto, Seedmatch oder Fundsters. Schnell startete ein Wettbewerb um die höchsten Crowdfunding Spendings, alles sollte größer und schneller und abhängiger sein.

Die Mutter der Crowdfunding Investments war Protonet, ein Anbieter von Servern mit einer eigenen Software, die in Zeiten von Edward Snowden und dem NSA Skandal möglichst hohe Daten-Sicherheit bieten sollten. Das Startup traf einen Nerv der Zeit und sammelte innerhalb weniger Tage im Juni 2014 auf Seedmatch über 3 Millionen Euro von über 1.800 Investoren ein. Alle Investoren einte die Hoffnung auf satte Renditen und Gewinne und den Glauben an das Gute in der Welt der bösen Datendiebe.

Zweieinhalb Jahre später hat Protonet Insolvenz angemeldet. Vorweggegangen waren einige Skandale bei der Hinzunahme weiterer Investoren, z. T. zu deutlich günstigeren Konditionen als noch beim Crowdfunding. Für die Anleger bzw. Investoren von Protonet wird am Ende wohl nichts übrig bleiben.

Das Investment in Startups birgt generell Risiken und führt nicht selten zu einem Totalverlust. Professionelle Investoren verfügen daher über ein Portfolio an Investments mit der Hoffnung, dass 1-2 erfolgreiche Investments die übrigen weniger erfolgreichen mittragen und am Ende des Tages dennoch für eine erfreuliche Rendite sorgen.

Crowdfunding musste sich von Beginn an dem Vorwurf aussetzen, dass nur Startups zur Finanzierung kommen, die anderweitig nicht bei Investoren zu überzeugen wussten. Also eher die faulen Äpfel der Crowd vorgeworfen werden, als die sog. hidden champions. So liest sich die Liste der bisherigen Crowdfunding-Pleiten lang, demgegenüber gibt es nur wenige Erfolge zu vermelden. Das Risiko scheint wie bei realen Startup Investements vollständig vorhanden, auf der Chancenseite sucht man aber vergeblich nach einem Crowdfunding, das seinen Einsatz bspw. verzehnfacht hätte.

Überhaupt scheint es für die vielen Crowdfunding-Plattformen immer schwieriger, attraktive Investments zu finden. Es herrscht ein Wettbewerb um die wenigen aussichtsreichen Startups, gleichzeitig wird es für junge Firmen zunehmend ein Makel, ein Investment über eine Corwdfunding-Plattform abzuwickeln. Ein Insider spricht daher auch vom „letzten Strohhalm Crowdfunding“, vor dem Scheitern eines Startups. Das scheint bei den Plattform-Anbietern nicht unbekannt, und so diktieren sie die Konditionen für potentielle Investments. Nicht selten werden bereits mit der Finanzierung die Kosten für die Betreuung der nächsten Jahre einbehalten, das Risiko einer Pleite ist auch hier einkalkuliert. Zusätzlich werden die Startups verpflichtet, einen nicht unerheblichen Werbekostenzuschuß an die Plattform für ihr eigenes Crowdfunding zu geben. Im Schnitt bleiben einem Crowdfunding-Startup am Ende nicht selten nur 60-70 Prozent der Crowdfunding-Summe, die aber am Ende der Investment-Laufzeit zu 100 Prozent an die Investoren zzgl. Zinsen ausgezaht werden muss. Ein schwieriges Geschäft, wenn man nicht gerade mit einem exorbitanten Wachstum und Gewinnsprung rechnet.

Es soll auch schon vorgekommen sein, dass ein Großteil des Fundings schließlich in Personalkosten bzw. damit in die Taschen der Gründer geflossen ist. Für die Crowdfunding-Plattformen, die ihre Provision erhalten und die Gründer kann sich das Crowdfunding daher trotz Pleite lohnen, weniger für die Investoren. Die meisten Plattformen haben daher reagiert und ihr Geschäfstmodell auf einen weiteren Trendbereich erweitert: Immobilien. Hier scheint das Risiko begrenzter und zumeist erhält der Investor eher eine Zinszahlung als eine aussicht auf hohe Gewinne. Diese Investments konkurrieren daher eher mit dem klassischen Sparbuch oder Festgeldanlagen in Zeiten sehr geringer Zinsen, bieten aber gleichzeitg weniger Sicherheit. Die Aussicht auf 3-4 Prozent höhere Zinsen stehen einem weitaus größerem Risiko gegenüber, nämlich auch hier dem Totalverlust. Bisher startet dieses Marktsegment langsam und es scheint, dass die Aussichten für Anleger hier besser sind. Was allerdings passiert, wenn die Zinsen am Markt wieder steigen und Immobilienpreise nicht wie vorprogrammiert weiter steigen, bleibt abzuwarten.

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