Das Thema ist zum Schreien. Die großen Deutschen DAX Firmen zahlen 2017 so viel Geld an Dividende aus wie nie zuvor. Über 32 Milliarden Euro werden in den nächsten Wochen ausgeschüttet.
Das bemerkenswerte dabei: über 20 Milliarden Euro fließen davon ins Ausland und nicht in unsere Portemonnaies. Der Grund ist einfach: wir Deutschen sind Geldanlage Muffel. Lieber lassen wir unsere paar Euros auf dem Konto liegen als damit etwas zu unternehmen, wie eben Aktien zu kaufen.
Gerade einmal elf Prozent der Deutschen (Quelle: Deutsches Aktieninstitut) legen ihr Geld an der Börse an. Spitzenreiter sind die USA mit über 56 Prozent, aber auch andere europäische Länder wie Grossbritannien (23 Prozent), die Schweiz (20 Prozent) oder Schweden (19 Prozent) haben einen wesentlich höheren Anteil. Der Großteil der Deutschen Unternehmen wird daher von Pensionskassen und Fonds aus dem Ausland gehalten. Größter Anteilshaber ist der amerikanische Investor Blackrock, der sein Geld gerne in Deutschland anlegt. Aber auch der Norwegische Staatsfonds oder eine Vielzahl Chinesischer Fonds sind übergewichtig in Deutschen Unternehmen investiert.
Wir Deutschen arbeiten damit häufiger für die Rendite des amerikanischen Rentners im Ausland. Das Geld liegt dabei vor der Tür, aber niemand holt es sich ab. Oder anders gesagt, die meisten kommen von weit her gefahren, weil wir es liegen lassen.
So gehen beispielsweise von Aktien der Allianz, die 7,86 Euro je Aktie bezahlt (Dividendenrendite: 4,56 Prozent) über 210 Millionen in die Tasche von Blackrock.Bei anderen Deutschen Unternehmen sieht es nicht anders aus (Siemens 172 Millionen Euro, BASF 165 Millionen Euro).
Die Angst von uns Deutschen vor der Aktie ist inzwischen schon berüchtigt. Das Desater um den neuen Markt (2000 – 2002), der Absturz der Volksaktie Deutsche Telekom oder auch die Bankenkrise 2009 sind manchen noch im Gedächtnis und Verhindern stärkere Aktien-Engagements. Dabei müsste gerade unsere junge Generation, die Generation Nullzins, besser wissen, was sie mit ihrem Geld macht. Denn weiterhin ist die Anlage in Aktien auf viele Jahre die Anlageform mit der besten Rendite, weit vor dem Sparbuch oder Immobilien.
Neben dem Geld, das an den meisten Portemonnaies in Deutschland vorbeifließt, haben die amerikansichen Investementgesellschaften zudem riesigen Einfluß auf das Geschäft. Indem sie die Anteile vieler Tausender Anleger bündeln, vertreten sie auch deren Stimmrechte und können so wichtige Entscheidungen bis hin zum Auswechseln von Vorständen und Aufsichtsräten mitbestimmen. Fraglich, ob das immer im Sinne des Standorts erfolgt.
Der Kehrschluss sollte natürlich ein höheres Aktienengagement und etwas mehr Mut zum Risiko bei uns Deutschen sein. Aktuell verschenken wir weiterhin Milliarden an Euro, indem wir unser Geld tatenlos auf kaum verzinsten Sparkonten liegen lassen.