Ein Abschiedsbrief. Warum ich kein Sparkassen-Kunde mehr bin.

Sparbuch der Sparkasse

Unser Autor Niklas ist mit der Sparkasse aufgewachsen. Hier beschreibt er seine Sicht, warum er nach 27 Jahren kein Sparkassen-Kunde mehr sein will und was das Thema Geldanlage heute für ihr bedeutet.

Ich bin seit 27 Jahren Kunde bei der Sparkasse. Mein Vater hat für mich ein Konto eröffnet, da war ich keinen Monat alt. Mein erstes Sparkonto, auf das Verwandte zu Geburtstagen etwas überwiesen haben und Omas Geburtstagschein stolz einzahlte. Von meinem Konto habe ich das erste mal bewusst erfahren, da war ich sechs Jahre alt. Später bin ich mit meinem Vater zusammen zur Bank gegangen und durfte selber mit der Karte einen Kontoauszug abholen. Die Sparkasse um die Ecke gehörte da schon zu meinem Leben wie der Supermarkt oder die Postfiliale. Kaum vorstellbar, dass wir eines Tages die Post nicht mehr in Gelb verschicken würden oder auch nicht mehr zur Sparkasse gehen.

Im Jahr 2018 wurde ich volljährig und bekam das Konto ganz für mich. Bis dahin hatte ich außer für den Kauf einer Angel nie Geld abgehoben. Die Finanzwelt steckte damals mitten in einer großen Bankenkrise, nur du warst schlauer gewesen als die anderen, liebe Sparkasse. Deine freundliche Kundenberaterin empfahl mir in der Krise besser nichts mit Aktien zu machen (heute ärgere ich mich natürlich darüber, auf den vernünftigen Rat gehört zu haben..). Dafür schloss ich einen Bausparvertrag und eine Rentenversicherung ab, „über die ich mich später noch freuen sollte“. In der Folge der Jahre zahlte ich monatlich für meinen Bausparvertrag und jährlich für meine Rentenversicherung. Ganz ehrlich, eigentlich hätte ich mit dem Geld auch gerne anderes getan, aber das war der kleine Punkt Vernunft in mir, der kleine Spartropfen, aus dem später ein Wasserfall werden sollte.

Als ich zum Studium nach Berlin umzog, habe ich mich auch hier wieder der Sparkasse angeschlossen. Die Sparkasse hat die meisten Geldautomaten und bisher war die Sparkasse gut und günstig.

Wann die Sparkasse und ich uns dann außeinander gelebt haben? Ich kann es nicht mehr genau sagen. Aber leise schlich sich das Ende der gegenseitigen Sehnsucht an. Vielleicht waren es die verzweifelten Anrufe des Sparkassenberater nach neuen Terminen. Ich müsste doch mal etwas machen mit dem herumliegenden Geld. Vielleicht waren es frustierte Momente vor verschlossenen Türen. Denn wenn man das eine Mal im Jahr doch Redebedarf hat, stellt man fest, dass seine Filiale Montag, Mittwoch und Freitag schon um 15h schließt, obwohl sie auch erst 9.30h aufgemacht hat. Seitdem ich nicht mehr studiere sondern versuche, mein Geld auf legale Weise zu verdienen, sind die Öffnungszeiten für mich nicht mehr erschwinglich.

Öffnungszeiten

Mein Zahnarzt, nur zum Beispiel, bietet beispielsweise Donnerstags eine erweiterte Sprechstunde bis 20h an, die extrem nachgefragt ist. Warum nur…

Wenn ich mich nur auf Telefonbanking und Onlinebanking verlasse, warum soll ich dann noch mit dir zusammenbleiben, liebe Sparkasse? Können das die Direktbanken nicht sowieso besser und sind auch noch günstiger? Bei einem Giro Pauschalkonto, wie es mir bei der letzten Tarifumstellung vorgeschlagen wurde, zahle ich sieben Euro im Monat für mein Konto. Bei den meisten anderen Banken bekomme ich das mit regelmäßigen Einkünften das Girokonto umsonst. Die Alternative wäre ein Konto gewesen, bei dem ich nur einen Euro zahle (aaahh), aber, und jetzt kommts, für jede weitere Leistung. Einmal den Kontoauszug gezogen: 0,6 Euro, einmal Geld abheben: 0,3 Euro. Einmal den Berater um Hilfe gebeten: 0,6 Euro. Also geht’s noch?

Liebe Sparkasse, dein Preismodell und auftritt soll zeitgemäß und für alle Bedürfnisse das passende Angebot bieten. Aber deine Dekra-Fonds haben mir in all den Jahren kein Glück und der Sinn des Bausparvertrags bleibt mir bei 0,00 Prozent Zinsen auch verborgen. Nun nimmst du mir mit deinen eigenwilligen Kontomodellen den letzten Rückhalt. Liebe Sparkasse, hier werden sich unsere Wege nun trennen. Es war schön, wir haben uns nie gegenseitig gedankt, aber immer respektiert. Wenn ich mich umschaue, dann wird hier aus Kaisers gerade Edeka, Karstadt habe ich schon lange nicht mehr besucht und mit Kodak fotografiert auch keiner mehr. Du bist noch da und ich drücke dir die Daumen und würde mich freuen, wenn unsere Wege sich doch einmal wieder kreuzen.

Aber wirklich daran glauben tue ich leider nicht.

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