Über das Mysterium der Unister-Pleite

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Wenn man es nicht besser wüsste, könnte es sich bei dieser Story auch um den nächsten großen Krimi handeln. Im gleichen Atemzug mit der Unister-Insolvenz ist nämlich nicht nur von Millionengeschäften, sondern auch gleich von Betrug und anschließendem Flugzeugabsturz mit Todesfolgen in Slowenien die Rede. Und irgendwie hängt dann auch noch das Hamburger Versicherungsunternehmen HanseMerkur in der ganzen Sache mit drin. Aber von Vorne.

Die Unister Holding GmbH ist durch Webpages wie Ab-in-den-Urlaub.de , Travel24.com oder Fluege.de zu einer der führenden Online-Reisevermittler geworden. Nach der Gründung 2002 startet Geschäftsführer Thomas Wagner erst eine Studententauschbörse, um den Schwerpunkt aber bald auf Reise-Portale zu lenken. In dem Zusammenhang geht beispielsweise Ab-in-den-Urlaub.de 2004 online und kann mittlerweile mit über drei Millionen Nutzern monatlich auftrumpfen. In der kommenden Zeit geht es für Unister mit Werbegesichtern wie Michael Ballack oder Reiner Calmund als Aushängeschilder steil bergauf. Auch der Jahresumsatz von 500 Millionen Euro kann sich durchaus sehen lassen.

Aber klar, ganz so wunderbar bleibt die Geschichte natürlich nicht. Das Image von Unister bekommt Ende 2012 ein paar ordentliche Risse in seine bisher glänzende Fassade. Die Akten des Leipziger Unternehmens werden im Hinblick auf illegale Versicherungsgeschäfte und Steuerhinterziehung geprüft und Wagner wird zusammen mit seinem Finanzmann Thomas Gudel und Mitgesellschafter Daniel Kirchhof mal fix hinter Gitter gebracht. Hoppla. Gegen Kaution sind die drei zwar auch bald schon wieder raus, aber der Schaden bleibt.

Hier kommt dann die HanseMerkur ins Spiel. Unister hat zwar zuvor noch eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Versicherungsunternehmen abgelehnt, aber wie wir alles wissen: ohne Moos, nix los. Unister nimmt also einen Notkredit in Höhe von teilweise bis zu 50 Millionen Euro von der HanseMerkur an – wahrscheinlich zu Wucher-Zinsen. Und logisch, ihre neue Position nutzen die Hamburger, um über die Portale der Unister für die eigenen Reiserversicherungen zu werben. Für den Zweck wird auch gleich das Tochterunternehmen BD24 ins Leben gerufen, das sich innerhalb von zwei Jahren auf Beitragseinnahmen von über 30 Millionen Euro mausert. So oder so: HanseMerkur hat in dem mittlerweile laufenden Insolvenzverfahren eine starke Position.

Insolvenzverfahren? Ja richtig. Im Juli diesen Jahres kam es dann nämlich zu dem dubiosen Flugzeugabsturz, bei dem neben Wagner auch Mitgesellschafter Oliver Schilling, ein Banker und der Pilot ums Leben gekommen sind. Los ging der Flug von Venedig aus, wo Wagner sich wohl mit einem Investor traf um ein paar Millionen für seine Firma zu sammeln. Allerdings wurde Wagner bei dem Deal anscheinend ordentlich verarscht, denn nur die oberste Geldschicht in dem erhaltenen Koffer soll echt gewesen sein. In der Folge erstattet Wagner also noch bei der Polizei in Venedig Anzeige. Und einen Tag später verunglückt der Privatjet auf der Heimreise.

Schon ein paar Tage darauf meldet Unister Insolvenz an. Jetzt muss natürlich schnell eine Lösung her, denn wenn es um den Verkauf der einzelnen Bestandteile des Unternehmes geht, wird sicher reichlich Nachfrage da sein. Nicht zuletzt die HanseMerkur dürfte sich interessiert zeigen und trotz – oder gerade wegen – der vorhandenen Schulden vielleicht sogar am Ende noch von dem Ganzen profitieren.

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